Montag, 13. April 2009

Endlich down under....

...was für ein herrlicher Tauchgang!

Hundemüde nach zu kurzer weil durchgrübelter (kleine Kinder, kleine Sorgen...) und also lieber durchnähter Nacht, war das erst mal ein Angang, das ganze Gerödel den Hitdorfer Berg runterzupüngeln, um dann festzustellen, dass der See einem schon mit 11° am Ufer in die Füßlinge kriecht, aber wie üblich, ein Atemzug tiefer und diese unbeschreibliche Faszination von "ich gehör hier nicht hin, aber ich darf und kann hier sein" setzt ein... wobei:

wie erklärt man einem Nicht-Taucher, was ein vernunftbegabter Mensch bei diesen Temperaturen und zu dieser Jahreszeit in einem lebensfeindlichen Médium macht, in dem sich ob der Temperaturen die Krebschen nur im Schleichgang bewegen, die Pflanzen noch gar nicht da sind und die Fische in irgendeiner Nische darauf warten, dass es wärmer wird, und sich kaum blicken lassen??

Hm. Ich kann ja nur für mich sprechen. Wer einmal - in meinen Augen bevorzugt in der vertrauten Umgebung eines heimischen Pools und nicht im "ach-das-könnten-wir-auch-mal-machen"-Affekt einen "das-ist-zwar-gefährlich-wenn-man-nicht-weiss-was-man-tut-aber- du-zahlst-ja-also-kriegst-dus-auch-hin"-Schnuppertauchgang in Ägypten absolviert, der erlebt - so er denn eine gewisse Affinität zu Wasser verspürt oder wie meine Tochter schon mit fünf Jahren mit Hilfe eines Strohhalms Stunden unter dem Badewannenpegel verbringt (soll noch mal einer sagen, Mädchen verstünden nix von Physik)- jenen unbeschreiblichen Augenblick, in dem man zum ersten Mal wider jegliches Verständnis unter Wasser atmen kann.

Mag sein, dass das manch einen schockt und ängstigt - fair enough. Wir sind nun mal über das Entwicklungsstadium hinaus, unter Wasser zu leben.

Bei mir löste es einen grenzenlosen Jubel aus, schwer zu erklären. Sagen wir mal so: wenn man wie ich seinen gazellenhaften Körper mit ca. 20 kg zusätzlichem Equipment bis zu 250 m weit in einem 7 mm halt-mich-warm-auch-bei-40°-im-Schatten-Neopren-Anzug ins feuchte Nass befördert hat, hat man sich die kurze Abkühlung redlich verdient, wenn der See wie gesagt mit genüßlich kleinen, kalten Rinnsalen an diversen Körperstellen vorbeiläuft.

Man kann ruhigen Gewissens sagen:ich! mache! Sport!

Dass der Rest dann eigentlich gefuscht ist, weil selbst ich da unten schwerelos die idiotischsten Kapriolen schlagen kann, gleicht sich aus, weil man das ganze Zeugs inklusive darin befindlichem Taucher ja auch irgendwann wieder raus und zurück expedieren darf, darüber denkt man allerdings in diesen Augenblicken nicht nach.

Wozu auch? Es ist unbeschreiblich ruhig, die akkustische Welt besteht aus einem möglichst gleichmäßigen Einatmen-Ausatmen, einer Technik, die in ihrer Einfachheit einer Naturblondine wie mir durchaus entgegen kommt. Das Höchste an Fremdpräsenz ist eigentlich ein gelegentliches Pffft, wenn mein Partner zwecks Höhenregulierung ein wenig Luft in sein Jacket bläst oder blubbel wieder ablässt. Schon sind wir beim zweiten Punkt: Partner.

Man teilt selten im Leben so intensiv wie dort; (immerhin hängt die Sicherheitsreserve meiner Luft freundlich gelb baumelnd an der Hüfte meines Buddys - seine übrigens an meiner!)Dazu gehört ein gewisses Maß an Auslieferung und Vertrauen, wer das nicht kann, kommt da unten schnell in Probleme, wenn was schiefgeht.

Und nichts geht über den gemeinsamen Anblick einer Jungfischschule im Mai, wenn Trilliarden kleiner Fischlis in der Sonne glitzernd um einen drum herum schwärmen (die sind ja nicht blöd! wo ich bin, ist kein Hecht!), eines in Lass-mich-in-Ruh-Stellung im gefluteten Karnickelloch hockenden Edelkrebses oder einen Schwarm riesiger, gefräßiger (Veggie-!)Karpfen, die einem zwar die Prüfung verhageln, aber mit ihrem kuhähnlichen Äseverhalten viel spannender sind als ein abgesteckter Unterwasserkompass-Kurs, und auch viel lustiger, wenn man zwei Meter weiter die grazilen Beine von nichtsahnenden Schwimmerinnen sieht, die schon beim Anblick eines Minifisches im Badewasser boygroup-anblick-ähnliche Geräusche ausstossen. Doch, man kann sich unter Wasser kaputtlachen. Und vieles andere...

Bin ich abgeschweift??? Mädels, bringt das Popcorn wieder weg, das hier geht nicht endlos weiter. Obwohl .... ;-)

Wie gesagt, es war ein entspannter, superschöner Tauchgang. Wir haben ein vom Seepächter versenktes Osterei gefunden und haben nun einmal tauchen frei..

Die Saison ist eröffnet. Schade, dass man da unten nicht nähen kann...

Bei all diesem Schreiben fallen mir einige sehr sentimentale Dinge wieder ein. Man lernt Tauchen am besten dann, wenn man um sich gut geschulte, erfahrene, blondinenerprobte, geduldige Lehrer hat, bei denen man in dem Gefühl, dass man ihnen auch seine noch relativ jungen (Noelle war zehn) Kids anvertrauen kann, sich selbst diesem völlig neuen Lernprozess überlässt. Wobei - um ehrlich zu sein - die Herausforderung bei meiner endlich von ihrem Badewannenstrohhalm befreiten Tochter wohl eher darin lag, mit ihr Flossenschlag zu halten :-)

eine dieser Lehrer ist heute nicht mehr bei uns. Buffy, wo immer du auch bist da hinterm Regenbogen -
wir sehen uns - irgendwann, irgendwo, an irgendeinem See.....

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