Freitag, 12. November 2010

Das Leben schlägt seltsame Wege ein...

Rückblende:

Ich war auf einem zunächst "klassischen" Mädchengymnasium.
34 meist bezopfte vorpubertierende Zicken
mit ungefähr 8 verschiedenen Namen (bei uns gab es 6 mal Martina, ich verlor, weil ich nicht Beate 3 werden wollte, meine beiden letzten Buchstaben. Dauerhaft)
zuppeln sich mehr oder weniger begabt und begeistert
durch Sexta und Quinta und dezimieren sich leise still und heimlich
bis zur 7. Klasse.
Quarta. Klassenverbund. Für uns der Moment, wo wir die "b" wurden.
30 Mädels, zum Teil Wiederholer aus der 7 und - tataa - ein Junge.
Jaja, schon richtig gehört. Ein Junge. Einer bei uns und einer in der Parallel.
Ich kann nur für uns sprechen, bei einem Klassentreffen
Jahre später bewertete er seine Situation so:
30 Schwestern - mir ist nicht aufgefallen, dass mir durch
den Tod meiner Mutter weiblicher Einfluss gefehlt hätte.
Lach. Wahrscheinlich ist er der verständnisvollste Ehemann der Welt...er kennt alle Macken der Frauen lach.

Wir waren ein ziemlich eingeschworener Haufen. Rebellisch,
besserwissend, pseudointellektuell.
Bay City Rollers, Pink Floyds "The Wall", gefärbte Latzhosen, BAP.
Hallo, das waren die 70er!
Die armen Lehrer...
(einer ist immer noch in der Schule und unterrichtet meinen
Schwiegertiger, also den männlichen. Wie peinlich).
Aber EIN Haufen. Wie das so ist.

Auf diesem Klassentreffen habe ich glaube ich bewußt zum letzten Mal
eine von uns gesehen. Wobei die Erinnerung da falsch malen könnte.
Wir waren nie dickste Freundinnen, aber wir haben uns immer gut verstanden, zusammen heimlich in den Pausen geraucht,
gemeinsam einen Leistungskurs und ein Abifach bestritten
und haben immer gern gequatscht, wenn wir uns ab und zu getroffen haben.
Ihre Kinder sind etwas älter als meine.
Sie wurde nur 33 Jahre alt. Thrombose.
Wir waren alle wie paralysiert.
Die Kids waren noch klein, aber nicht klein genug um den Verlust nicht zu spüren.
Und sie war weg.
Ich kann heute noch ihre dreckige Lache hören.
Sie war so ein humorvoller, witziger Mensch.


Gestern abend kommt mein Filius nach Hause und ist mal wieder im
Sprachmodus. Ist er - ganz Mann - nicht so oft, weswegen viele Themen angerissen, aber nicht final erläutert werden. Lauter lose Fäden.
So hab ich gestern über einen Umweg dann erfahren, dass seine
geplante 3MonatedurchAfrikareise ausfällt wegen ist nicht, er verträgt das Klima nicht. Sagt sein Hautarzt. (?? Mein Sohn hat einen Hautarzt??)
Ich schlafe also umsonst seit Wochen schlecht bei der Vorstellung, wie ihn marodierende Wegelagerer mit seinen strohblonden Haaren für einen lukrativen Aktivposten halten, bis sie feststellen, dass da nicht viel zu holen ist...
Nun gehts nach Tokio und auf die Phillippinen (Heimat seiner Stiefmutter).
Geht ja noch.
Ich lern auch immer was.
Also über Autos und so.
Zum Beispiel, dass er mit Hilfe seines langjährigen,
aber mir unbekannten Schrauberfreundes xxx ein Auto aus Japan
importiert hat und das steht jetzt schon in England.
Da fliegt er demnächst hin. Und ab 1.1. gibt es Wechselkennzeichen und so eins nimmt er. Ich naiv: wozu brauchst du das denn? Willst du dann morgens Streichhölzer ziehen, welches Auto heute das Kennzeichen kriegt und zur Arbeit darf?
(wisset: ich bin stolze aber unfreiwillige Besitzerin eines ganzen Wagenparks.
Wenn ich die Versicherungssummen nicht aufwandsgerecht delegiert hätte, ginge mein komplettes Lohnsteuerklasse 5 geschädigtes Gehalt direktamente an die xyz Versicherung!)

Nee, ich kauf mir dann ja noch ne olle Nudel für jeden Tag
(merke: 19, Abiturient. Allerdings Arbeitstier und Ankauf-Verkaufgenie.
Finanziert sich quasi selbst)

Ich: Achso. Und dann steht das fünfte Fahrzeug auf drei Parkplätzen?
Nee nee ich krieg von xxens Vater einen Dauerstellplatz in der Tiefgarage.
Weil ich ihm schon mal zur Hand gehe.

Ich, bestrebt, einen losen Faden zu fassen zu kriegen
(meine textile Ader halt)ergreife die Gelegenheit beim Schopf
und frage, sag mal, der xxx, wie heißt der eigentlich mit Familiennamen?

Er antwortet.
Und ich erstarre.
Ihr ahnt es schon: xxx ist der kleine Junge,
den ich zum letzten und einzigen Mal beim Gottesdienst für seine Mama gesehen hab...

und ich kann sie heut noch lachen hören...



1 Kommentar:

myriamkreativ hat gesagt…

Huhu Du Liebe,
ja, ja, wie war das noch Älterwerden is nix für Feiglinge... oder wie mein Schwiegervater immer sagt ... die Einschläge kommen näher. aber ich sehe das immer fatalistisch jedes Wesen ist aus einem guten Grund auf der Welt und wenn es diese verläßt und heimgeht wird gewiss schon ein neues auf es warten. Und dieses Lachen wirst Du wahrscheinlich nie vergessen... Ich wünsch Dir ein gemütliches Herbstwochenende Huggibuzzels Myriam